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ARCHITECTURAL DESIGN | Projekt 17/5001 DDR Atomschutzbunker
Situation _Knapp 30 km nördlich von Berlin befindet sich in einem Waldgebiet nahe der brandenburgischen Ortschaft Prenden viele Meter unter der Erde verborgen, der einst technisch avancierteste Atomschutzbunker der Warschauer-Pakt-Staaten. Projektiert als Kontrollzentrum des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, sollte die Anlage seit Beginn der 1980er Jahre im Fall eines atomaren Schlagabtauschs zwischen USA und UdSSR den Betrieb einer DDR-Notregierung gewährleisten. Nach außen getarnt als gewöhnliche Armeekaserne, entstand ein für mehrere Wochen autark betreibbarer Kommunikations- und Überlebensstützpunkt, der selbst den Einschlag einer Atombombe in unmittelbarer Nähe schadlos hätte überstehen sollen. Über Stickstoffdämpfer abgehängte, frei schwingende Stahlmodule vermochten die hierbei entstehenden Beschleunigungswerte nahezu vollständig aufzufangen. Nachdem eine zu Beginn der 1990er Jahre erfolgte „Versiegelung“ des Bunkers 2002 illegal überwunden wurde und das Bauwerk in der Folge durch Diebstahl und Vandalismus immer stärker dem Verfall preisgegeben war, nahmen sich ab 2003 Mitglieder des „Berliner Bunkernetzwerkes“ (BBN) des Schicksals der Anlage an. Neben dem Schutz des Bunkers und seiner Ausstattung stand eine aufwändige und umfangreiche Dokumentation aller Räumlichkeiten mittels Panoramafotografien im Zentrum ihrer Aktivitäten. Ende 2008 ermöglichte der Verein eine dreimonatige Öffnung der Anlage für Besucher. Seither ist der Bunker erneut durch eine 4 m dicke Betonplombe verschlossen. Der BBN bemüht sich, dieses einmalige Denkmal militäischer Konfrontation des Kalten Krieges auf deutschem Boden dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Tarnung und Verunklärung sind zentrale Kategorien der Funktionalität des Atomschutzbunkers in Prenden. Nach außen maskiert als gewöhnlicher NVA-Stützpunkt, versteckt sich unter der Erde, hinter meterdicken Betonwänden, eine extrem aufwändige und hoch komplexe technische Anlage. Einer der Kerngedanken der „Überlebensmaschine Atomschutzbunker“ war das Motto „alles hier“. Technik, Daten, Personal, Strom, Luft – alles hatte im Inneren des Bunkers vorhanden zu sein, unabhängig von äußeren Einflüssen. Raum, Technik und Information waren eng aufeinander abgestimmt. Weniger „Echt-Zeit“ als „Echt-Raum“. Heute ist der Schutzbunker „17/5001“ ein Bauwerk, von dessen Bestehen man zwar weiß, das aber physisch nicht betreten werden kann – etwas anwesendes abwesend. Die hierbei aufscheinende Widersprüchlichkeit kann allegorisch verstanden werden für ein allgemeines Phänomen unserer Zeit: Das Paradox einer gleichzeitigen An- und Abwesenheit ist in einer überwiegend medial wirksamen Welt nichts Außergewöhnliches – Anwesendes Abwesendes umgibt uns ständig. Schon Bilder zeigen etwas Abwesendes anwesend – den Bunker in Prenden z. B. auf Fotos und Plänen.
Diese Widersprüchlichkeit der Aufgabe, eine öffentliche Zugänglichkeit für ein Bauwerk zu planen, deren physisch-reales Erleben uns selbst verwehrt bleibt, wird im Sinn der Auseinandersetzung mit etwas anwesend Abwesendem zum Kern der entwurflichen Auseinandersetzung.
Directed by: Philipp Reinfeld with Prof. Matthias Karch | in Cooperation with www.bunker5001.com