IMD _Institute of Media and Design
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EXHIBITION | GREY BOX TESTING. Inside global displacements
Virtual Reality Summer School, Vorträge, Präsentation, Ausstellung
17.06. – 26.06.2022, Architekturgalerie München im BUNKER
ALMERIA. El Mar de Plástico
Ahmad Al Kadri, Qusay Awad, Albert apenhausen Fuster
Im Süden Andalusiens liegt eine der raumgreifendsten landwirtschaftlichen Intensivanbauflächen der Welt. Das Plastikmeer der Gewächshäuser ist selbst auf Satellitenbildern aus dem All als zusammenhängende, weiße Fläche zu erkennen. Mit dem hier produzierten Obst und Gemüse wird
die Versorgung großer Teile des europäischen und afrikanischen Marktes garantiert. Extensiver Wasserverbrauch, Übernutzung des Bodens, ungebremster Pestizideinsatz und die gigantische Menge an Plastikmüll, die der Anbau unter Folien hinterlässt, belasten die örtliche Umwelt
stark. Der u.a. durch deutsche Supermärkte erzeugte Preisdruck führt zu prekären Arbeitsbedingungen vor Ort. Insbesondere Menschen, die auf der nord-west-afrikanischen Flucht-Route in Richtung Europa streben, werden in den Anbaubetrieben oft über Monate wie „moderne Arbeitssklaven“ in einem weitgehend rechtsfreien Raum ausgebeutet.
In der VR-Arbeit ALMERIA. El Mar de Plástico werden die vielschichtigen sozialen, politischen, historischen, ökonomischen und ökologischen Hintergründe und Auswirkungen dieser weltweit
größten zusammenhängenden Intensivanbauflächen unter Plastikfolien beleuchtet. Ausgehend von der virtuellen Doppelung eines typischen nordeuropäischen Supermarktes, in dem wir mit den dort erzeugten Produkten in Kontakt geraten, sind fünf für die heutige Situation besonders relevante Themenfelder szenisch-fragmentarisch übersetzt: Eine digitale Replika der Gewächshäuser, die die Aufmerksamkeit auf den menschlichen Ressourcenverbrauch lenkt; ein imaginiertes mittelalterliches, hispano-arabisches Almeria aus einer fernen Zeit als noch Trennlinien zwischen Natur und Kultur bestanden; eine collagierte Retrospektive der Entwicklungen Spaniens im 20. Jh., von den Nachwirkungen des Kolonialreiches, bis zur Stabilisierung des Franco-Regimes; die Strände Spaniens als janusköpfige Sehnsuchtsorte der nordafrikanischen Fluchtroute und touristischen Erholung für Reisende; die prekären Lebensverhältnisse der geflüchteten Arbeiter:innen in notdürftig aus den Überresten der Plastikplanen erstellten Unterkünften.
Bruchstücke der virtuellen Szenen erscheinen als physische „Übersprung- Objekte“ im Galerieraum des Bunkers."