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ARCHITECTURAL DESIGN | Master Thesis Project | ASSEMBLE - DIS-ASSEMBLE
‚Rücken wir zusammen, indem wir Abstand halten.‘
So lautet die dringliche Ansage aller Verantwortlichen in diesen Tagen, seien es Virologen*, Politiker* oder Wissenschaftler*, nachdem sie sich aufgrund der verfügbaren statistischen Berechnungen mit den dramatischen Covid-19-Szenarien auseinandergesetzt haben.
‚Nichts wird so bleiben wie es war.‘
So lautete bereits während der Weltfinanzkrise im Jahr 2008 das Mantra der Soziologen* und Zukunftsforscher*. Im Lichte der Entwicklungen in den Jahren danach stellte sich allerdings rasch heraus: Er blieb dann doch, wie es war. Im Gegenteil, die global und zugleich egoistisch handelnden Akteure und mit ihnen die erheblichen Steuerungsprobleme einer entfesselten Neoliberalität kehrten unverändert wieder, verschärften sich zuweilen. (Klimawandel, Ressourcenknappheit, Digitalisierung, Robotic, KI etc.)
In der aktuellen Coronakrise könnten beide Sätze wahr werden. Denn bis es zu einem Durchbruch bei der Erforschung wirksamer Medikamente kommt oder zur Entwicklung eines Impfstoffes, werden Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Bis dahin sind wir alle in einer Paradoxie gefangen: Wir, die wir mehr als alles andere auch soziale Wesen sind, müssen uns ‚anti-sozial‘ verhalten, um uns selbst und unsere Nächsten nicht in Gefahr zu bringen. Wir brauchen also bis auf Weiteres Strategien, die uns gegenseitig räumlich auf Abstand halten ohne aber das soziale und kommunikative Miteinander preiszugeben.
Jenseits der politischen, psychologischen, hygienischen, wirtschaftlichen, statistischen und ordnungsrechtlichen Fragen, stellt diese Situation auch Fragen an die Architektur und die Stadt. Eine, den dramatischen Umständen angepasste, neue Raumvorstellung müsste sich entwickeln, die physisch-digitale, die hybride Lösungen sucht für eine Freie Gesellschaft in Quarantäne. Das ist das Thema dieser Masterthesis.
Gesucht wird ein spekulativ und durchaus sehr thesenhaft entworfener Raumcluster, ein Ort für Menschen, die in Quarantäne sind und einen Arbeitsplatz brauchen, für Menschen, die nahe bei Ihren erkrankten Angehörigen sein wollen, für Pfleger* , Ärzte*, Pädagogen*, für Kinder und Jugendliche sowie für junge Erwachsene, die vielleicht am kreativsten und unbeschwertesten mit der Situation umgehen können.
Ein Ort schließlich auch, der sportive und kulturelle Möglichkeiten erlaubt und anbietet. Es gilt, die bisher vertraute Logik von privat versus öffentlich, von realphysisch versus digital, von Nähe versus Distanz, von sozial versus a-sozial/solistisch zu untersuchen und dann neu zu definieren an einem sozialen Ort und in einer leistungsfähigen, komplexen Architektur-‘Infrastruktur‘, die dann tatsächlich das Versprechen oder die Vorahnung einlösen könnte:
‚Nichts wird so bleiben wie es war.‘
Aufgrund seiner Weite und Grösse, seines experimentellen und informellen Charakters als Zukunfstlabor für eine 'New society', könnte das Tempelhofer Feld in Berlin ein adäquater Ort sein.
Featured student: Philipp Rennen
Examiner: Prof. Matthias Karch with Prof. Dr. Norman Hack
Coachings by: Dr. Philipp Reinfeld with Max Justus Hoven